«Ösi Landjugend» zeigte ihre besten Seiten

13. Mai 2008 / Judith Husistein

Mit Theater, Sketches und Tanzeinlagen begeisterte die Landjugendgruppe Gäbris am Samstag,10. Mai 2008 ein buntgemischtes Publikum im Oberstufenzentrum Gais.

Landjugendpräsident Beat Graf freute sich in seiner Begrüssung sichtlich, trotz verlängertem Pfingstwochenende vor einem praktisch vollbesetzten Saal mit Gästen aller Generationen und aus vielen Kantonen stehen zu dürfen. Herzlich, charmant und trotz erstem Präsidialjahr ohne spürbare Nervosität erledigte er seine Aufgabe und machte neugierig auf das Programm unter dem Motto «Ösi Landjugend».

Stadt- und Landjugend

Wer nun aber Bodenständiges erwartete, sah sich getäuscht. Beladen mit einem grossen Radio, begleitet von lauten Hip Hop-Klängen, in weiter Hose, die Mütze seitwärts auf dem Kopf, betrat ein städtisch anmutender Mann die Bühne. Dort machte er Bekanntschaft mit Röbi, einem begeisterten Landjugendmitglied aus Gais. Dave- alias Dominik Husistein-, wie sich der junge Städter vorstellte, hatte sich nach Gais verlaufen und wurde von Röbi im Laufe des Abends in die Aktivitäten und Freuden der Landjugend eingeweiht. Dave mit seinem ausländisch anmutenden Jugend-Slang sowie Röbi Bodenmann führten spontan und mit viel Wortwitz durch das Programm. Dabei verstanden sie es, trotz ihrer scheinbar gegensätzlichen Herkunft die Balance zwischen Offenheit und Vorurteilen zu halten sowie Toleranz zu zeigen.

Begeisternde Tanzeinlagen

Seit einigen Jahren gelingt es der Landjugend Gäbris immer wieder, aus ihren Reihen eine Tanzgruppe zu formieren. Unter der Leitung von Seraina Schöb, Beatrix Keller und Manuela Bänziger erfreuten auch bei dieses Jahr mehrere Paare das Publikum mit zwei Tanzeinlagen. Strahlend, geschmeidig, mit tänzerischem und akrobatischem Geschick sowie einem guten Schuss Erotik bewegten sich die Tänzerinnen und Tänzer zu modernen Klängen auf der Bühne. Fast vergass man, dass die Männer im Alltag Landwirte und Handwerker sind und die Frauen tanzen nur als Hobby betreiben.

Querschnitt durchs Jahr

Mit selber geschriebenen Sketches zeigten die Landjugendmitglieder verschiedene Aktivitäten, welche im Jahreslauf stattfinden. Dazu hatten sie originelle Requisiten angefertigt und keinen Aufwand gescheut. Die Gäste erfuhren am Samstag in Gais sogar, dass Europas grösstes Skigebiet mit 165 Pistenkilometern zwischen Trogen, Sand und Wissegg liegt.- Die Burditrägermeisterschaft, ein Anlass der Landjugend Sarneraatal, welcher stets viele Landjügeler aus der ganzen Schweiz anzieht, wurde ebenfalls vorgestellt. Die Gäbrisler betrieben in ihrem Sketch grossen Trainingsaufwand, um in Flüeli- Ranft zu siegen.- Beim Go-Kart fahren war sogar der Städter Dave dabei. Sein angekündigter Sieg endete jedoch mit Totalschaden und verbundenem Kopf, was ihn aber nicht daran hinderte, sich der Landjugend Gäbris anzuschliessen. Beim letzten gemeinsamen Auftritt von Dave und Röbi hatte sich Dave in David verwandelt. Seine Ausdrucksweise und Kleidung hatten sich normalisiert und es schien auch ihn gepackt zu haben: Das Landjugenvirus, das nicht mehr loslässt.

www.frau-gesucht.ch

Als besonderer Leckerbissen erwies sich das Theater mit dem Titel «www.frau-gesucht.ch» unter der Regie von Andreas Schefer. Je vier weibliche und männliche Mitglieder der Landjugend Gäbris begeisterten in diesem zeitgemässen Einakter. Es gelang ihnen, während 75 Minuten die Spannung zu halten und den Lachmuskeln der Zuschauer kaum eine längere Pause zu gönnen. Jede Rolle schien genau auf die Theaterspielenden zugeschnitten, niemand wirkte unglaubwürdig.

Florian Schoch spielte den schüchternen Hugo so konsequent, dass man fast Erbarmen mit dem verklemmten Jüngling bekam.- Seine Schwester Irene, eine vorlaute, ausgeflippte Frau mit grosser Männererfahrung wurde von Belinda Husistein so treffend dargestellt, dass man sich unweigerlich fragte, ob sie nicht vielleicht im wahren Leben manchmal ähnliche Worte und die gleiche Mimik benutzt? Eine graue Maus- so richtig ein Mauerblümchen- war Rösli, die Freundin von Irene. Deren Darstellerin Claudia Biser beherrschte jeden Blick, jede Geste so meisterhaft und schien nach der Stilberatung durch Irene so glücklich, dass sich wohl viele mit ihr freuten.- Falls Andreas Neff im Privatleben ebenso charmant und strahlend auftritt wie als Andy, dürfte er wohl kaum über einen Mangel an Verehrerinnen klagen.- Eine glaubwürdige Hochschwangere zeigte Melanie Sturzenegger als Simona. Nicht nur ihr Bauch wirkte echt, auch ihr Gang und das schmerzende Kreuz zeigten den Zustand fast neun Monate nach ihrem nicht folgenlosen Abenteuer mit Andy deutlich. Auch die Eltern Gasser, dargestellt von Christoph Egger und Jeanette Sturzenegger besetzten ihre Rollen ausgezeichnet. Der brave, biedere Vater, welcher der schwangeren Simona etwas zu nahe kam und die gute, umsichtige Mutter, die für alle das Beste wollte- beide wirkten nicht nur wegen der Schminke wie Menschen im mittleren Alter. Die vermeintliche Internetbekanntschaft Simone entpuppte sich als Simon, ein Mann, der auf diesem Weg einen gleichgesinnten Freund suchte. Bruno Schläpfer verstand es, dieser Rolle eine liebevolle Komik zu verleihen und zum Schluss lösten sich alle Missverständnisse in Wohlgefallen auf.

Einmal mehr zeigte die Landjugend am vergangenen Wochenende, was möglich ist, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Ob auf der Bühne, im Service, in der Küche, bei der Tombola oder bei anderen Arbeiten im Hintergrund: Alle haben ihr Bestes gegeben und damit zum Erfolg der Unterhaltung beigetragen.