Schweizer Junglandwirte in Deutschland

14. März 2008 / AGL-Mitglieder Peter Steiner und Daniel Rüttimann

Am Junglandwirtekongress in Stuttgart vom 14. Dezember 2007 konnten wir guten Kontakt mit Junglandwirte in Deutschland knüpfen. Wir wurden damals eingeladen, bei der Winterveranstaltung der Badenwürthembergischen Landjugend über unsere Betriebe und die Aufhebung der Kontingentierung zu berichten. Wir nahmen diese Einladung gerne an, da die Gastgeber uns als Gegenleistung die Deutsche Landwirtschaft näherbringen wollten. Dieser Veranstaltungsabend war am 7. Februar 2008 in Hayingen.

Wir fuhren am Donnerstagvormittag mit dem Auto in der Schweiz los. Auf dem Weg machten wir uns auf die Suche nach Lindth Schokolade für die Deutschen. Unterwegs haben wir uns einen ersten Eindruck von der Deutschen Landwirtschaft gemacht. Grosse Traktoren, Äcker und viele Betriebe mit Fahrsilos. Nach zwei Stunden Fahrzeit waren wir in Stockach und machten bei einem Restaurant Halt. Dort assen wir ein sehr traditionelles Gericht aus Deutschland. Die Fahrt ging weiter Richtung Stuttgart. Wir hatten Wetter wie im Bilderbuch. Es ist eine sehr interessante Gegend, die ganze Landschaft ist in einer Höhe von rund 600 Meter über Meer. Wir fuhren immer näher zur Alb, wie die Deutschen sagen. Die Strasse ging durch eine Schlucht, links und rechts nur Fels. Nach einiger Zeit fanden wir den Gastbetrieb.

Mit Biogasanlage Heizöl sparen

Am Freitagvormittag fuhren wir mit Erich Gorzelany zu Arnolds Biogasanlage. Er hat seit 10 Jahren eine Biogasanlage. Das Gas erzeugt er in dieser Anlage mit Kuhgülle von seinen 120 GVE, Molke, Mais und Grasssilage. Der Motor hat eine Leistung von 220 KWh. Weil er mit der alten Anlage positive Erfahrungen gemacht hat, baute er im Jahr 2006 eine grössere Biogasanlage mit 500 KWh. Diese Anlage wird nur mit NawaRo, das heisst mit Gras- und Maissilage, ca. 24 Tonnen im Tag, beschickt. Die benötigten NawaRo werden auf einer Fläche von 250 ha angebaut und grösstenteils zugekauft. Selber bewirtschaftet er 200 ha. Pro 100 KWh rechnet man mit einem NawaRo Bedarf von 40 bis 45 ha. Die Abwärme nutzt er für die Beheizung des Gärbehälters auf 43° und für die Beheizung einiger Häuser über das Nahwärmenetz. Im Monat können so rund 200'000 KWh Wärmeenergie genutzt werden, was 20'000 Litern Heizöl entspricht.

Systematische Milchproduktion

Am Nachmittag besichtigten wir die Betriebsgemeinschaft Heidegger. Die beiden Betriebsleiter bewirtschaften eine Fläche von 95 ha. Davon sind 45 ha Grünland, 30 ha Getreide und 20 ha Mais. Es sind zirka 100 Kühe auf dem Betrieb. Die durchschnittliche Leistung beträgt über 10'000 Liter Milch pro Kuh. Die Kühe sind in zwei Ställe aufgeteilt: Startphase und Produktionsphase. Die beiden Ställe sind parallel nebeneinander, sehen von aussen gleich aus und haben die gleichen Abmessungen. Im Stall wo die Startphasenkühe sind, ist der Melkstand. Es ist ein 6-er Tandem Melkstand. Den Kühen in der Startphase wird eine Mischration für 28 Kg Tagesmilch vorgelegt, den Kühen in der Produktionsphase eine für 22 Liter. Das Kraftfutter können die Kühe in der Kraftfutterstation abholen. Wenn die Kühe im ersten Stall gemolken sind, werden sie im Fressgitter eingesperrt. Danach werden die Kühe vom anderen Stall geholt und gemolken. Die Melkzeit für die 94 laktierenden Kühe beträgt zweieinhalb Stunden. Der Melkstand soll im nächsten Jahr umgebaut und vergrössert werden, um die Melkzeit zu verkürzen.

Ziegenbetrieb

Am Samstagmorgen gingen wir auf den Biohof Loretto. Zum Betrieb gehören 12 Hektar Land. Auf 1,5 ha wächst Getreide, das den eigenen Ziegen verfüttert wird. Da die Böden recht karg sind, werden nur 35 Milchziegen gehalten. Im Winter ist die Ziegenherde im Laufstall untergebracht. Sie bekommen dort Heu. Im Monat März bringen die Ziegen Junge zur Welt. In den ersten zwei Tagen können die Jungen bei den Müttern saugen. Danach werden sie getrennt, denn die Milch wird zur Käseherstellung benötigt. Die Ziegen werden dann zweimal täglich im 8er Melkstand gemolken. Die Milch wird am Morgen auf dem Betrieb zu einem würzigen Ziegenkäse verarbeitet. Zudem befindet sich neben dem Stall eine Bäckerei. Die Hofprodukte werden im Hofladen verkauft. Da der Hof in einem Wandergebiet liegt, ist bei schönem Wetter und am Wochenende Grossandrang.

Agrotourismus als zweites Standbein

Danach gingen wir auf den Fladhof. Dieser Betrieb umfasst 110 ha, davon sind 85 ha Acker. Im Laufstall werden 64 rotbunte Kühe und etwa 40 Rinder gehalten. Die Milchleistung pro Kuh liegt bei 10'300 Liter. In einem Gebäude ist das Futterten, im anderen der Liegebereich und der Melkstand. Dazwischen ist ein Laufhof. Gemolken wird im Doppelfünfer «Side by Side»-Melkstand. Das zweite Standbein ist der Agrotourismus und die Gästebewirtschaftung. Im Moment wird gerade eine Remise in eine Gästeunterkunft mit Küche umgebaut. Der Betriebsleiter macht dies, damit er eine Alternative zum Schlafen im Heu hat, da viele Leute Asthma haben.

Äpfel und Milch im Hofladen

Am Nachmittag fuhren wir dem Lautertal entlang zum Sulzburghof. In dieser Gegend hat es sehr viele Hochstammobstbäume. Die einzelnen Parzellen sind klein. Herr Kuch, der Betriebsleiter, hat uns erzählt, dass das Land wegen der realen Erbteilung so zerstückelt ist. So kommt es, dass er bei den 120 ha Landwirtschaftsland, die er bewirtschaftet, 200 Verpächter hat. Die durchschnittliche Parzellengrösse beträgt nur 45 Aren. Seine Hochstammobstbäume hat er grösstenteils um den Hof. Es sind knapp 500 Stück. Die Obstbäume werden nicht gespritzt und nur die jungen Bäume werden geschnitten. Die 40 bis 50 Tonnen Obst werden im Herbst mit der selbstfahrenden Auflesemaschine aufgelesen und für 13 Euro pro 100 kg verkauft. Zirka 15'000 Liter Most nimmt er von der Mosterei zurück und verkauft ihn in seinem Hofladen. Im Laufstall stehen zirka 50 Fleckviehkühe. Die durchschnittliche Milchleistung beträgt 7000 Liter mit 4.2 Fett und 3.5 Eiweiss. Die Milchquote beträgt 300'000. 15'000 Liter Milch werden im Hofladen vermarktet. Neben den Kühen werden auf dem Betrieb noch zirka 70 Rinder gehalten. Alle weiblichen Kälber werden aufgezogen, die männlichen ausgemästet.

Einfach Mittel angewendet

Am Sonntag besichtigten wir noch den Betrieb von Stefan. Sein Betrieb umfasst ca. 55ha und 60 Kühe. Daneben betreiben sie einen kleinen Lohnbetrieb. Sie machen bei Ferienhäusern auf einer Fläche von rund 10 ha die Umgebungsarbeiten: Rasen mähen und Sträucher schneiden. Der alte Anbindestall wurde mit einfachen Mitteln in einen Laufstall umgebaut. Mistschieber wurde keiner installiert. Stattdessen wird mit einem mobilen Akkuschieber und dem alten Schwemmkanal entmistet. Bei ihm konnten wir endlich eine Braun Swiss-Kuh sehen.

Anschliessend gingen wir zusammen Mittagessen, bevor die Rückreise begann. Wir gingen in das BIO Restaurant Rose. Es liegt in einer Schlucht hat einen kleinen Fluss und da kann man mit dem Boot in die Höhle. Anschliessend fuhren wir wieder zurück in die Schweiz.